Make European Research Great Again – Nicht allein China und den USA die Zukunft überlassen

1 Förderung von KI-Forschung, Softwareentwicklung, autonomes Fahren, Robotik und IT-Sicherheit

Alle großen Revolutionen im Bereich der Computer- und Softwaretechnik gingen in den letzten Jahren von den USA oder China aus. Beide dieser Länder investieren Milliarden in den weiteren Ausbau und die Forschung zukunftsweisender Technologien, wie z. B. künstliche Intelligenz oder dem autonomen Fahren und Robotik. Allein die chinesische Stadt Shanghai investiert ca. 15 Milliarden US-Dollar in KI- Projekte. Auch der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien kritisiert die bisherig geplanten Ausgaben für künstliche Intelligenz als zu gering. Möchte Europa hier den Anschluss nicht verlieren, ist ein europäischer Kraftakt und hohe Investitionen nötig. Die Investitionen werden sich schon in der mittleren Zukunft auszahlen und nicht nur dem Technologiestandort Europa nützen, sondern ganz allgemein der Bevölkerung und in einem zukünftig höherem Steueraufkommen und Wohlstand resultieren.

 

1.1 Passende Rahmenbedingungen schaffen

Wir fordern daher eine bessere und schnellere Bereitstellung von Forschungsgeldern und der Einrichtung von Forschungszentren für künstliche Intelligenz, Softwareentwicklung, autonomen Fahrens, Robotik und IT-Sicherheit mit einer vernünftigen finanziellen Anfangsausstattung. Die von der Bundesregierung in ihrer „Strategie Künstliche Intelligenz der Bundesregierung“ geforderten 3 Milliarden Euro von 2018 bis 2025 sind zu deutlich zu gering veranschlagt. Wir fordern darüber hinaus, dass Partnerschaften mit Unternehmen (z. B. Siemens, BMW, VW, SAP, Zalando, Bosch etc.) geschlossen werden. Gemeinsam mit verschiedenen Akteuren der freien Wirtschafte sollen so Mittel als Risikokapital in einem europäischen Fördertopf bereitgestellt werden, um Gründungen aus dem Zentrum heraus zu unterstützen und anzuleiten.
Darüber hinaus fordern wir die Einführung einer technologieoffenen steuerlichen Forschungsförderung. Die Stärke unserer Wirtschaft liegt nicht zuletzt in der Innovationskraft der Unternehmen. Indem ein Teil der Personalaufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE) als Steuergutschrift zur Verfügung steht, können insbesondere Start-Ups und KMUs unbürokratisch FuE-Investitionen tätigen.
Im Zuge der strategischen Ausrichtung unter der Europäische Kommission muss ein regulatorischer Rahmen geschaffen werden, der die Entwicklung von KI-Technologie durch die notwendigen Freiräume für Innovation sowie einheitliche Regeln ermöglicht.

 

1.2 Transfer Wissenschaft und Wirtschaft
Domänenspezifisches Wissen aus Bereichen wie bspw. Medizin, Recht, Finanzdienstleistungen, Logistik und Bildung muss stärker mit Forschungsergebnissen der künstlichen Intelligenz vernetzt werden.
Dazu soll Hochschullehrern sowohl mehr Freiheiten bei der Ausübung von Nebentätigkeiten eingeräumt werden als auch mehr Möglichkeiten um zwischen Forschung und Industrie zu wechseln.
Ausgründungen aus der Wissenschaft sollen speziell gefördert werden, um Forscherinnen und Forscher auch außerhalb der Wissenschaft berufliche Perspektiven zu bieten und den Transfer von Wissenschaft zu Wirtschaft zu beschleunigen.

 

2 Mathematik, Programmieren und Computerkenntnisse als Grundfertigkeiten verankern

Wir fordern, dass das Erlenen von Programmierfertigkeiten und Computerkenntnissen fundamentaler Bestanteil von Schulbildung werden muss. Jeder Schulabsolvent muss verstehen, wie Computer funktionieren und in der Lage sein, einfache Programme selbst zu schreiben. Daher möchten wir, dass jeder Schüler von der ersten Klasse bis zum höchsten Schulabschluss die Fächer Mathematik und Informatik verpflichtend belegen muss. Darüber hinaus fordern wir, dass alle Ausbildungs- und Studiengänge in Deutschland verpflichtend digitale Querschnittskompetenz vermitteln müssen. Idealerweise sollte dies mit einem fachlichen Bezug geschehen und damit gleichsam die Grundlage für eine zukunftsorientierte Forschung der jeweiligen Disziplin legen.

 

3 Studienanreize für MINT-Fächer verbessern

Wir fordern eine verbesserte Anreizsetzung für das Bachelor- und Masterstudium mathematisch- naturwissenschaftlicher Disziplinen unabhängig von Alter oder Herkunft. Als einen zentralen Anreiz erkennen wir die Notwendigkeit einer höhere Toleranz gegenüber Regelstudienzeitüberschreitungen, insbesondere bei der BAföG-Gewährung. In den MINT- Studiengängen wird der zunehmende technische Fortschritt weltweit besonders deutlich und die thematische Komplexität steigt von Jahr zu Jahr. Um einen reibungslosen und wissenschaftlich sowie wirtschaftlich wertvollen Abschluss zu ermöglichen, muss hier dieser Entwicklung Rechnung getragen werden.

 

4 Aus- und Weiterbildung im MINT-Bereich
Die Weiter- und Ausbildung im MINT-Bereich, darf mit dem Abschluss nicht enden. Der technische Fortschritt wächst in einer Geschwindigkeit, so dass nur noch ein Teil dieses in der Universität vermittelbar ist. Darüber hinaus stellt selbst ein Universitätsabschluss nicht sicher, dass Absolventen lebenslang qualifiziert bleiben. Auch Wissen über neue Technologien und neue Inhalte wird immer wieder von Relevanz. Deswegen muss die Politik den Rahmen für eine kontinuierlichen Weiterbildung schaffen. Deswegen fordern wir:

  • Die Schaffung von Master- und Postgraduiertenprogrammen, die im Rahmen eines beruflichen Sabatticals in einem halben oder ganzen Jahr absolviert werden können.
  • Die Schaffung von Studiengängen und Weiterbildungszertifikaten an allen öffentlichen Universitäten, die in Teilzeit und berufsbegleitend absolviert werden können, sowie die Förderung von berufsbegleitenden Abendschulen als ergänzendes Angebot zur Weiterqualifizierung.
  • Flexible Wege der Anerkennung erworbenen Wissens (z.B.: Zertifikate, Nano-/Micro- Degrees) als Ergänzung zu formalen Bildungswegen. Insbesondere durch „Massive Open Online Courses“ (MOOCs) soll über eine staatlich geförderte Bildungsplattform Fernstudiengänge, Weiterbildungen, der Erwerb von Zertifikaten und Ähnliches für alle europäischen Bürger zugänglich gemacht werden.

 

5 Fachkräfte aus dem Ausland anwerben

Aufgrund des erheblichen Fachkräftemangels im Bereich der KI-Forschung werden auch Experten und Wissenschaftler aus dem Ausland benötigt. Dabei steht Deutschland in direkter Konkurrenz zu den USA, Kanada und anderen europäischen Staaten. Um Anreize für internationale Talente zu schaffen, fordern wir deshalb:

  • Eine internationale Kampagne für den KI-Standort Deutschland, um für Forschungsmöglichkeiten und Entwicklungskapazitäten zu werben. Deutschland ist bereits führend im Bereich KI-Forschung (MPI, DFKI, Helmholtz, Fraunhofer) – diese Erfolge sollten häufiger beworben werden, um im In- wie Ausland auf die Stärken Deutschlands im Bereich der KI-Forschung aufmerksam zu machen.
  • Um Start-Ups und Unternehmern Zugang zu den international besten Fachkräften zu verschaffen, fordern wir die Einführung eines EU-weiten Startup-Visums. Als Vorbild soll das französische „French Tech Visa“-Programm.

 

6 Gesellschaftliche Akzeptanz fördern
Bereits jetzt lässt sich absehen, dass der Einsatz von KI die Lebens- und Arbeitswelten der Menschen facettenreich verändern wird. Aufgrund der weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft ist es notwendig, die KI-Forschung nicht nur an technischen Fragen auszurichten. Wir wünschen uns daher zusätzlich die Erforschung der volkswirtschaftlich und ethisch-moralischen Dimensionen. Die dabei gewonnenen Forschungsergebnisse sollen nicht zuletzt in den regulatorischen Rahmen einfließen. So kann sichergestellt werden, dass der KI-Einsatz den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht wird und die langfristige Akzeptanz der Technologie erreicht wird. Darüber hinaus fordern wir:

  • Steigerung der Akzeptanz von Anwendungen der künstlichen Intelligenz durch Behandlung in der Schule und verstärkter, öffentlicher Aufklärung.
  • Überprüfung und ggf. Anpassung des Rechtsrahmens für die Nutzung von Daten und die Anwendung von Algorithmen, insbesondere in Bereichen, die das menschliche Wohl betreffen (bspw. Gesundheits- und Medizintechnologie, Flugsicherheit etc.). Dazu muss zumal die Rechtsbeziehung zwischen den Beteiligten überprüft und geklärt werden.
  • Im Hinblick auf die Datenerhebungsstandards muss sichergestellt werden, dass diese im Sinne der Gleichbehandlung nach dem Grundgesetz diskriminierungsfrei sind, also keine Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen stattfindet.